Wenn man auf Nachhaltigkeit im Alltag achten möchte, kann das durchaus auch mal anstrengend und zeitaufwendig sein, aber man wird über die Zeit routinierter und es wird zur Normalität. Wenn man auf Nachhaltigkeit in anderen Bereichen achten möchte, beispielsweise bei kleineren Investitionen oder bei bestimmten Produkten, die man nicht regelmäßig kauft, dann wird es zu einer echten Herausforderung – zumindest aus unserer bisherigen Erfahrung: Dies ist die Geschichte von der Einrichtung unseres „neuen“ alten VW T4 Bussle.
Wie es anfing:
Als wir uns Ende Juni eine Woche lang nicht gemeldet hatten, waren wir mit unserem Bussle auf Deutschlandtour. Den fast 30 Jahre alten VW T4 Transporter haben wir erst Anfang Juni gekauft. Glücklicherweise hat sich schon jemand viele Jahre vor uns die Mühe gemacht, diesen Bus zum Camper auszubauen. Die Basics waren also alle da. Dennoch wollten wir dem Bussle in den zwei Wochen, die wir vor unserer Abreise hatten, ein paar Upgrades verpassen (und wie Laura gerne sagt – „wohnlicher“ machen). Da wir versuchen die Nachhaltigkeit möglichst konsequent durchzuziehen, hatten wir uns zum Ziel gesetzt, auf faire und nachhaltige Produkte zu achten. Unsere Erfahrungen dazu zusammen zu schreiben, hat jetzt doch deutlich länger gedauert als gedacht, daher kommt dieser Beitrag etwas verspätet und ist auch entsprechend lang – wir entschuldigen uns jetzt schon für den Roman der folgt.

Die Elektronik und Elektrik:
Hierfür haben wir bezüglich der Dimensionierung, Auslegung und Einbau auf Hilfe aus der Familie zurückgreifen können. Bis kurz vor diesem Beitrag dachten wir außerdem einen Anbieter gefunden zu haben, der zumindest im weitesten Sinne nachhaltige Elektronik vertreibt. Jedoch haben wir bei den Recherchen für den Beitrag festgestellt, dass außer dem Namen beim Händler nichts für Nachhaltigkeit oder Transparenz spricht. Auch der Hersteller gibt leider keine näheren Informationen über sich, seine Produktionsstätten oder Lieferketten preis.
Bleibt nur zu hoffen, dass die eingebauten Produkte möglichst lange funktionieren und einen langen Lebenszyklus haben.
Die Inneneinrichtung:
Eine gute erste Anlaufstelle war für uns der Avocado Store. Dort haben wir beispielsweise unsere Nachhaltigen Kissen gefunden – oder sagen wir besser die nachhaltige Hülle eines Kissens. Wir haben leider das Kleingedruckte überlesen und uns nur nachhaltige und fair produzierte Kissenbezüge bestellt, ohne Füllung. Aufgrund des Zeitdruckes haben wir einen Tag vor Abfahrt noch versucht, eine nachhaltige und fair produzierte Kissenfüllung in Ulm zu bekommen, was leider nicht funktioniert hat. Wir haben jetzt somit nachhaltige Kissen die außen „Hui“ und innen „Pfui“ sind.
Beim Teppich und einem weiteren Kissen haben wir unser Ziel etwas nachhaltig und fair produziertes zu kaufen erreicht. Beide Produkte haben wir ebenfalls im Avocado Store gefunden.
Damit das Bussle auch wirklich wohnlich wirkt, benötigt man auf jeden Fall eine Lichterkette. Nach mehreren Abenden Internetrecherchen haben wir einen Anbieter gefunden, der fair produzierte und nachhaltige „Cotton Balls“ Lichterketten vertreibt. Im Zusammenhang mit dem Beitrag ist uns jedoch aufgefallen, dass sich die Nachhaltigkeit vermutlich nur auf die Baumwollkugeln bezieht und nicht auf die eigentliche Lichterkette. Damit sieht auch die Lichterkette von außen „Hui“ und von innen „Pfui“ aus.
Ein Erfolgserlebnis hatten wir bei der Suche nach einem „Organizer“. Wir wollten etwas hinter den Beifahrersitzen hängen, um Kleinigkeiten wie Sonnencreme, Sonnenbrille, Zigarettenanzünder, Adapter, Stirnlampen und so weiter zu sortieren. Bei Jack Wolfskin wurden wir fündig! Jack Wolfskin ist seit einiger Zeit sehr engagiert in der Nachhaltigkeit. Sie sind Teil der Fair Wear Foundation und die meisten Produkte sind außerdem mit dem bluesign Label markiert, die einen verantwortlichen Einsatz von Ressourcen und einen geringstmöglichen Einfluss der Produktion auf Mensch und Umwelt zertifizieren. Daumen hoch für Jack Wolfskin!
Ebenfalls mehr als zufrieden waren wir mit unser zusammenfaltbaren Waschwanne von Ortlieb, hergestellt in Deutschland. Gefunden haben wir diese im Globetrotter.

Töpfe und Campinggeschirr:
Unsere Vermutung ist, dass der Absatzmarkt für Campingausrüstung zu klein ist für nachhaltige Anbieter oder die meisten Konsumenten mehr auf den Preis, als auf die Herkunft und Produktionsbedingungen eines Produktes achten. Wir haben zumindest keinen Anbieter von Campinggeschirr finden können, der mit Nachhaltigkeit oder fairen Arbeitsbedingungen wirbt. Deshalb haben wir nach Herstellern aus Europa gesucht. Wir haben ebenfalls nach gebrauchtem Campinggeschirr auf Ebay gesucht. Jedoch durch das kurze Zeitfenster keine passenden Angebote gefunden (man findet häufig Melamin oder Aluminium Teller, aber da waren uns die gesundheitlichen Bedenken zu groß). Wir haben vorübergehend altes Kunststoffgeschirr von unseren Eltern ausgegraben und werden dies verwenden bis wir unser Traumgeschirr (vermutlich aus Emaillie) neu aus Europa oder gebraucht gefunden haben.
Auf der Suche nach Pfannen & Töpfen sind wir nach einiger Zeit ebenfalls erfolgreich gewesen. Bei Globetrotter sind wir auf Tatonca mit ihrem blauen „Open Factory“ Label aufmerksam geworden. Das Bayrische Familien Unternehmen besitzt als einer der wenigen Hersteller der Outdoor-Branche zwei eigene Fertigungen in Vietnam mit Namen Mountech Co.Ltd. Statt auf fancy Label setzt Tatonca auf Transparenz. Und jetzt kommt das beste: einmal pro Woche öffnet die Produktion in Ho Chi Minh ihre Türen und kann von jedem (mit Voranmeldung) besucht werden. In der aktuellen Situation mit Covid-19 ist das natürlich nicht möglich, aber irgendwann geht auch diese Zeit hoffentlich vorbei. Tatonca bietet auch weitaus mehr als Töpfe & Pfannen. Es finden sich einige Rucksäcke, Taschen, Zelte, Reiseartikel & Outdoor Zubehör. Vorbei schauen lohnt sich also!

Unser Fazit:
Insgesamt waren wir leider etwas enttäuscht von der mangelnden Transparenz in der Lieferkette und Produktion von Camping & Outdoor Produkten. Insbesondere ist uns aufgefallen, dass auf den Waren zwar oft Angaben über das Produktionsland angegeben sind, diese aber im Onlineshop nirgends zu finden sind. Ist euch das schon mal aufgefallen?
Wenigstens ein paar Erfolgserlebnisse konnten wir allerdings verzeichnen. Die Links zu den Shops und Herstellern, die uns überzeugt haben, findet ihr in der Box unten. Alle anderen nenne wir lieber gar nicht.
Wir werden in Zukunft jedenfalls weiter Fragen stellen, zur Not auch eine E-Mail an den Online Support schicken und nicht müde werden unser Interesse an fairen Arbeitsbedingungen und nachhaltigen Produkten bei den Händlern und Herstelllern ausdrücken. Auch euch möchten wir dazu ermutigen auf die Herkunft und Bedingungen bei der Herstellung eurer Produkte zu achten! Denn nur wenn die Nachfrage nach diesen Produkten steigt werden auch mehr Unternehmen in den nachhaltigen Markt einsteigen, der aktuell noch eine absolute Nische ist.
Tatonka
https://www.tatonka.com/de/
Jack Wolfskin
https://www.jack-wolfskin.de/
Cotton Ball Lights
https://www.cottonballlights.com
Avocadostore
https://www.avocadostore.de
Ortlieb
https://www.ortlieb.com/

Schreiben Sie einen Kommentar