Nachdem das Fliegenproblem nun also gelöst war, kehrte leider noch lange keine Ruhe in die Wurmkiste ein. Die vereinzelten Wurmleichen, die wir bereits in „Familie Wurm allein Zuhaus“ erwähnt hatten, entwickelten sich nämlich eher zu einem kleinen Völkersterben, bei dem wir jeden Tag einen toten Wurm vor der Kiste und auch tote Würmer in der Kiste finden mussten.
Nun konnte man also nicht mehr von einzelnen altersschwachen Tierchen sprechen. Den armen Würmchen musste es wirklich schlecht gehen. Aber was war der Grund?
Laut Wurmkiste.at ist der häufigste Grund für den Tod von Würmern Trockenheit. Doch die Bioabfälle und auch die teils zersetzen Schichten darunter waren eindeutig Feucht. Auch der vorhandene Wurmtee in der Kiste unten signalisierte, dass genügend Feuchtigkeit vorhanden sein musste. War es eventuell zu viel Feuchtigkeit? Nachdem wir die Feuchtigkeit ein wenig variiert hatten, trat allerdings immer noch keine Besserung ein.
War eventuell etwas in der Kiste nicht richtig zersetzt worden und schimmelte? Laut Wurmkiste.at würde sich dann allerdings ein sonderbarer Geruch bemerkbar machen. Unsere Wurmkiste roch aber nicht auffällig und es waren auch keine gammligen oder verschimmelten Essensreste zu sehen. Um ganz sicher zu gehen, zogen wir uns schnell einen Handschuh über und wühlten auch durch die tieferen Schichten. Aber: nichts! Das Wurmsterben ging weiter…
Auf die richtige Idee kamen wir schließlich über einen Eintrag in einem Forum. Dort schilderte jemand ein ähnliches Problem wie das unsere und auch hier waren Feuchtigkeit oder schlecht gewordene Reste nicht die Ursache. Stattdessen schien der PH-Wert im „Boden“ nicht zu stimmen. Denn Regenwürmer fühlen sich nur in leicht sauren Böden wohl. Unterschreitet der Boden einen PH-Wert von 5.5 ist er zu sauer, was eine zersetzende Wirkung auf die Schleimhäute der Würmchen hat. Doch woher kam der saure Boden in unserer Wurmkiste? Wir hatten doch regelmäßig die Mineralmischung hinzugegeben, die genau das verhindern soll. Der Übeltäter war der Kaffeesatz. Fast jeden Morgen bekamen die Würmer unseren Kaffeesatz, was anfangs noch gut funktionierte. Im Zersetzungsprozess gibt der Kaffee jedoch jede Menge Säure frei. Unser übermäßiger Kaffeekonsum hatte also unsere armen Würmer verätzt. Wir hatten ein unendlich schlechtes Gewissen und leiteten sofort Gegenmaßnahmen ein. Die Kiste wurde sofort händisch umgegraben und alle noch identifizierbaren Kaffeereste entfernt. Zusätzlich fügten wir eine Extraportion Mineralmischung bei, um die Säure auszugleichen. Und… das Wurmsterben hörte nach 1-2 Tagen sofort auf.
Liebe Familie Wurm,
bitte entschuldigt, dass wir eine wichtige Lektion auf eure Kosten lernen mussten: ein Ökosystem ist ein sensibles Gleichgewicht, dass durch jegliches Übermaß – bei uns der Kaffeekonsum – durcheinandergebracht wird. Wir können uns nun lebhaft vorstellen, welche Auswirkungen Überdüngung, Pestizide und intensive Bodenbearbeitung auf ein Ökosystem haben können.
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